Tridentum. Archeologisches Gebiet von Palazzo Lodron.
Nach den Renovierungsarbeiten des Palazzos Lodron, auf dem gleichnamigen Platz, war es möglich Teil eines Stadtviertels des alten Tridentum zu entdecken.
Nach den Renovierungsarbeiten des Palazzos Lodron, auf dem gleichnamigen Platz, war es möglich einen Teil des Stadtviertels des alten Tridentum zu entdecken. In den unterirdischen Räumen des historischen Gebäudes wurden die Überreste von Häuser mit Heizungsanlagen und eine Sitzlatrine ausgegraben.
Besonders interessant ist die Rekonstruktion der vier Fässer, welche an einen Laden eines Weinhändlers erinnern. Im südlichen Teil der Stadtmauern sind die Überreste eines Turmes zu besichtigen.
TRIDENTVM
Gegen Mitte des 1. Jh. v. Chr. gründeten die Römer aus strategischen Überlegungen heraus eine neue Stadt: Tridentum, ein bedeutender Standort zur Kontrolle über das Etschtal und damit über den wichtigsten Verbindungsweg zwischen dem Mittelmeerraum und Mitteleuropa.
Die Stadt hatte eine gleichmäßige Struktur und war auf drei Seiten (im Süden, Osten und Westen) von einer Stadtmauer umgeben. Außerhalb der Mauer verlief parallel zu ihr ein Graben. Auf der Nordseite war die Stadt durch den Fluss geschützt.
Tridentum umfasste eine Fläche von etwa 13 Hektar und war durch sich rechtwinklig kreuzende Straßen in rechteckige
Das archäologische Areal im Palazzo Lodron
Bei den Renovierungsarbeiten im Palazzo Lodron wurden Teile eines Viertels der alten Römerstadt Tridentum freigelegt. In den Räumen im Untergeschoss dieses schönen historischen Gebäudes ist ein großer Abschnitt der südlichen Stadtmauer sichtbar, eine Straße (cardo minor), ein Turm, private Wohnräume mit Heizanlage und ein Weinladen.
Gebäudeblöcke unterteilt. Entsprechend der Hauptstraßen waren Stadttore oder Türme positioniert.
Die Strasse und der Turm
Der gefundene Straßenabschnitt entspricht einem cardo minor (Straße mit Nord-Süd-Verlauf). Er ist etwa 4,90 m breit und mit großen, vieleckigen, roten Pflastersteinen aus der Gegend gepflastert. Entlang der Straße finden sich mit Steinsockeln eingefasste Fußwege aus gestampfter Erde.
Unter der Straße verlief in der Mitte ein Abwasserkanal, in dem sich das Regenwasser und die Abwässer aus den privaten Wohnhäusern sammelten. Die Abwässer wurden in den Graben außerhalb der Stadtmauer geleitet.
Über der Stadtmauer erhoben sich in gleichmäßigen Abständen Türme. Überreste einer dieser Türme sind am Südende des cardines sichtbar. Im julisch-claudischen Zeitalter (zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem 1. Jh. n. Chr.) wurde dieser Turm zu einem Stadttor umgebaut, das in der Spätantike (zweite Hälfte des 3. Jh n. Chr.) wieder verschlossen wurde.
Haus mit Latrine
Entlang der Straße standen Häuser. Die erhaltenen, steinernen Schwellen liefern Aufschluss über die Zugänge und die Funktion der Gebäude. Hier haben wir es mit einem Beispiel perfekter Erhaltung der vertikalen Struktur eines Wohngebäudes zu tun, das auf die mittlere bis späte Kaiserzeit (3. - 5. Jh n. Chr.) datiert werden kann und das, ein seltener Fall, einen Raum mit einer Sitzlatrine aufweist.
Die Wohngebäude entlang der Stadtmauer stammen hingegen aus dem Frühmittelalter.
Der Weinladen
Die Abdrücke von 6 Bottichen (4 sind vor Ort sichtbar) sowie eine breite Schwelle führen zu der Vermutung, dass dieser Raum dem Handel diente. Vielleicht bot hier ein Weinhändler seine Ware feil? Der Fund ist von besonderer Bedeutung, in Bezug auf die Erzeugung und den Verkauf von Wein in der Römerzeit. Das außergewöhnlichste Zeugnis für den Weinbau in unserer Region ist der in Passau, in Bayern, gefundene Grabstein des Publius Tenatius Essimnus, Weinhändler aus Tridentum.
Die Stadtmauer
Tridentum hatte eine doppelte Stadtmauer: Die ältere Mauer, die wahrscheinlich gegen Mitte des 1. Jh. v. Chr. entstanden war, wurde in gemischter Bauweise, d.h. mit einem Zementkern zwischen zwei Wandflächen gebaut. Hier ist ein Abschnitt der inneren Wandfläche sichtbar, die aus Steinen und Kieselsteinen besteht, zwischen die in regelmäßigen Abständen horizontale Ziegelreihen eingefügt sind. Es sind einige Gerüstlöcher vorhanden, in welche die Pfähle des Baugerüsts eingesetzt wurden. Die äußere Wandfläche der Stadtmauer bestand aus kleinen, horizontal angeordneten Steinplattenreihen. Im Laufe der zweiten Hälfte des 3. Jh. n. Chr. wurde direkt an der Außenseite der älteren Mauer ein zweiter Mauergürtel angebaut.
Das Haus und seine Räume
In diesem Bereich lagen einige Wohnräume eines Hauses. Das hier gefundene Material weist auf eine Küche mit anliegender Vorratskammer hin. Von einem Hof hatte man Zugang zu zwei gemauerten Heizkesseln, den so genannten praefurnia, die Warmluft erzeugten, die dann durch Kanäle unter den Fußböden strömte und dadurch die Räume beheizte.
Die verschiedenen Abflusskanäle gehörten zu einer gut gegliederten Kanalisation, die sich durch die ganze Stadt zog.
Quelle:
Provincia autonoma di Trento
Soprintendenza per i beni culturali
Ufficio beni archeologici