Drinnen. Eine wahre Geschichte, wenn ihr wollt
Dramaturgie und Regie Giuliana Musso

mit Maria Ariis und Giuliana Musso
Originalmusik Giovanna Pezzetta
musikalische Beratung und Arrangements Leo Virgili
Bünenbild Francesco Fassone
technische Leitung Claudio Parrino
Produktion La Corte Ospitale
Coproduktion Operaestate Festival Veneto
DENTRO (Drinnen) ist die Inszenierung meiner Begegnung mit einer Frau und ihrer geheimen Geschichte. Die Geschichte einer Wahrheit, die sich in den Körpern verschließet und darum kämpft, an die Tür zu kommen. Eine schwierige Erfahrung zum hören. Eine Mutter, die die schlimmsten Wahrheiten entdeckt. Eine Tochter, die ihre Mutter hasst.
Ein unschuldiger Vater, bis seine Schuld bewiesen ist. Und ein Publikum von Therapeuten, Beratern, Pädagogen, Ärzten, Sozialarbeitern, Anwälten, die die Wahrheit nicht wissen wollen.
Das Geheimnis hat einen präzisen Inhalt und einen positiven Zweck: es schützt etwas oder jemanden.
Das Geheimnis bringt eine Wahrheit zum Schweigen, die unschuldigen Menschen schaden könnte.
Zensur hat auch einen präzisen Inhalt, aber ihr Zweck widerspricht dem der Geheimhaltung: sie schadet den Unschuldigen, schützt die Interessen der Vili.
Das Tabu hingegen ist für uns heute der reine Schrecken des Wissens, so dass sein Inhalt mehrdeutig und unbestimmt bleibt.
Bei allen Ereignissen des Kindesmissbrauchs, die ich durch die Stimme der Opfer kannte, wurde noch nie ein Täter verurteilt. Sexuelle Gewalt ist ein Geheimnis, das ein Leben lang in den Häusern, in den Büros von Ärzten, Psychotherapeuten oder Anwälten bleibt, in jenen privaten Dimensionen, in denen die Opfer eingesperrt bleiben können, ohne erkannt zu sein
Die mitfühlenden Ziele der Geheimhaltung verschmelzen fast immer mit den beschämenden Zielen der Zensur und den unbewussten der Tabus. Die bloße Existenz der Opfer, mit ihrer unnahbaren Wut oder mit ihrem untröstlichen Schmerz, stört uns bis an die Wurzeln, und so bedauern wir, um den Hass der Väter nicht zu bewältigen, den der Kinder. Geschichte so alt wie das Patriarchat: Erzählungen, welche Strategien der Entfernung und Verschleierung sind, vor allem die Normalisierung des Missbrauchs selbst und die Schuldzuweisung des Opfers.
Sogar die Gründungsgeschichten der westlichen Zivilisation sind alles Geschichten von Verletzungen, und doch, während wir alles über Ödipus wissen, über Laio stattdessen, den mörderischen Vater, wissen wir sehr wenig. Um die Ordnung der Väter zu retten, haben wir immer ein konzeptionelles Gerüst gebaut, das die Realität von Verletzungen und die Stimme der Erfahrung an Konsistenz verlieren lässt.
Und wenn unsere Gewalterfahrung nicht erkannt werden kann, dann wird unsere ontologische Dimension an der Wurzel untergraben, wir selbst hören vielleicht auf zu existieren.
DENTRO ist nicht das Theater der Untersuchung, es ist die Untersuchung selbst, wenn sie noch im Leben ist, mein eigenes Leben.
DENTRO ist kein Werk über Gewalt, sondern über die Verschleierung von Gewalt.
DENTRO ist eine kleine theatralische Hommage an die Wahrheit der Kinder.