Giuseppe Penone
Skulptur
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«Meine heutigen Gedanken inspirieren sich weiterhin an der Sorge um die Bildhauerei ... Das ist die Kohärenz in meinem Werk»
Giuseppe Penone
Das Mart präsentiert eine großartige, Giuseppe Penone, einem der bedeutsamsten italienischen Künstler, gewidmete Ausstellung. Seine Arbeiten sind in den wichtigsten internationalen Kollektionen zu finden und er hat an den bedeutungsvollsten künstlerischen Veranstaltungen der zeitgenössischen Szene teilgenommen.
„Giuseppe Penone. Scultura“ ist eine Ausstellung über die Bildhauerei und steht in enger Beziehung zur Architektur von Mario Botta und den unterschiedlichen Museumsräumen.
Ausgestellt sind unbekannte Werke, bedeutungsvolle Neuinterpretationen von historischen Arbeiten und eine monumentale Installation in einer Ausstattung, die das Gesicht des Museums verändert. Ab 19. März.
GIUSEPPE PENONE IM MART EINE ORTSSPEZIFISCHE AUSSTELLUNG
«Die Idee ist es, die Wände des Mart zu entfernen, den Raum vollkommen zu entfalten
und ihn so zu zeigen, wie es noch nie geschehen ist.»
Giuseppe Penone
Mit Giuseppe Penone. Scultura widmet das Mart einem der größten Künstler der internationalen Szene eine wichtige Ausstellung, nämlich Giuseppe Penone (Garessio - CN, 1947).
Als Protagonist der Arte Povera hat Penone im Laufe der Jahre eine eigenständige Sprache entwickelt, die die Parameter der Bildhauerei neu definiert. Darauf konzentriert sich die Ausstellung im Mart von Rovereto. Vom 19. März bis 26. Juni 2016 lassen über sechzig Werke die bedeutsamsten Augenblicke der künstlerischen Auseinandersetzung Revue passieren, Schwerpunkt ist dabei die jüngste Produktion.
Das Ausstellungsprojekt ist Teil eines weitreichenderen institutionellen Vorhabens, bei dem die temporären Ausstellungen und die jüngste Umgestaltung der Museumskollektionen ihren Abschluss finden. Es wird dabei eine Trajektorie gezogen, die es dem Besucher ermöglicht, die Entwicklung der Kunst in Italien längs zwei Jahrhunderte ab Mitte des 19. Jh. bis in die heutige Zeit zu erkunden.
Die Werke Penones im Mart zeichnen dabei das Museumsambiente besonders. Schon am Museumseingang lässt eine monumentale Installation im Treppenhaus des Marts Architektur und Skulptur verfließen und unterstreicht die Merkmale beider wie die Ausdruckskraft des Raums und der Materie, die Erfahrung des Lichts und die des Volumens. Die Skulptur Spazio di luce (Lichtraum) klettert an den Wänden des Atriums in die große Leere des als architektonisches Herz und perfekte Anbindung an die Ausstellungsräume fungierenden Treppenhauses empor.
Der Baum aus Bronze und Gold ist vertikal installiert und an den Treppenhauswänden verankert. Er erzeugt so eine Lichtkluft, die das Dach des Mart zu durchbrechen scheint.
„Beim Betrachten des Bauminneren schweift der Blick an dem vom Baum eingenommenen Lichtraum entlang und wird selbst Baum“, erklärte der Künstler.
In einer von Penone selbst und von Gianfranco Maraniello entworfenen Ausstattung wird durch eine unvorstellbare Nutzung der Skulpturen und des Raums die Beziehung zwischen Werk und Ambiente erforscht.
Die großen, von den Innenwänden befreiten Ausstellungsräume im zweiten Obergeschoß sind Architektur pur und nur von Außenwänden und Pfeilern abgegrenzt. Das Zenitallicht fällt durch die nun endlich offenen Oberlichter ein. Die Ausstellung ist so an die Umgebungsbedingungen gebunden, an das natürliche Licht und an die außerordentliche Berglandschaft, die das Mart umgibt.
Die Veranstaltung geht über das Konzept der Retrospektive hinaus und setzt sich mit der Entwicklung einer künstlerischen und stilistischen Tätigkeit auseinander, in diesem Fall in einem Museumsambiente, das seine eigene Museographie neu schreibt. Mit Penone erforscht das Mart die Vorstellung des zeitgenössischen Museums. Das gesamte Projekt lädt dazu ein, die Räumlichkeiten längs bislang noch nie vorgegebener Rundgänge und mit zusätzlichen Räumen auf eine unbekannte Art und Weise zu besichtigen. Im Mittelpunkt steht die Kunst als Erfahrung.
GIUSEPPE PENONE
SCULTURA
«Es ist ein auf der Idee einer einfachen, der Materie eingeprägten Geste beruhender Rundgang.
Geste, die zum Prinzip der Skulptur wird».
Giuseppe Penone
Die ganz einfach mit dem Namen des Künstlers und seiner Kunst betitele Ausstellung vertieft die begründeten Gesten und die Formen der Skulptur im Werk von Giuseppe Penone, der sich im Laufe seiner Karriere mit verschiedenen Materialien wie Bronze, Marmor, Holz, Terrakotta, Kristall, Onyx oder Laub auseinandergesetzt hat. Im kontinuierlichen Übergang von einem Material auf das andere ist die Tiefe der Gedanken über die Materie, über die Natur und insbesondere über das pflanzliche Universum zu erkennen.
Der Baum, den der Künstler als „die erste und einfachste Idee von Vitalität, Kultur und Skulptur“ ansieht, ist seit jeher eines der zentralen Elemente seiner Arbeit.
Seit seinen Anfängen ist Penone an der Erforschung der Wahrnehmungsschwellen interessiert, wie die Augen und die Haut, die den Körper und das Bewusstsein von ihrer Umgebung trennen. Die gesamte Recherche ist auch eine Erforschung der Skulptur und des Werdegangs und geht oft so weit, dass die Werke modifiziert und anlässlich späterer Installationen neu überdacht werden.
Und das ist auch bei der Ausstellung im Mart der Fall, bei der unbekannte, sehr große Arbeiten, bedeutsame Umgestaltungen historischer Arbeiten und jüngere Werke zu sehen sind, die in enger Beziehung zu den architektonischen Räumlichkeiten gebracht worden sind.
Die Arbeit von Penone ist archaisch, sie verkörpert den Ursprung und das Erlebnis der Skulptur. Die Werke entwickeln sich in einem Zeitraum, die mit natürlichen Prozessen und unendlichen, geologischen Zeiten verglichen werden können. In Rovereto steht im Mittelpunkt des Ausstellungsrundgangs Sigillo, eine beinahe zwanzig Meter langen Skulptur.
Die Umsetzung ist wesentlicher Bestandteil des Werks und die vom Künstler getätigten Handlungen, die in einer dialektischen Beziehung zu den natürlichen stehen, geben einer von Mal zu Mal anderen Materie Form und enthüllen den primären Aspekt.
Bei der Erforschung der ursprünglichen Größe der Materie sind die ausgestellten Werke Zeugen der Bildhauerkunst als Ursprung und Definition des Raums des Werks, Kontakt zwischen Natur und Geste, Grenze zwischen Raum und Zeit der künstlerischen Arbeit. Die greifende Hand, als Urhandlung, hinterlässt ihren Eindruck. Im ursprünglichen Kontakt wird die Hand des Künstlers Objekt und nicht Instrument der Bildhauerei.
Der Regisseur Alain Fleischer schreibt in seinem Beitrag zum Katalog: „Jede Epoche und jede Kunstgattung zeichnet sich durch den großen Künstler aus, der sie signiert. Es gab eine Zeit, in der die Geschichte der Bildhauerei die Signatur von Rodin trug, dann war es die von Brancusi, von Giacometti. Ich würde sagen, dass in unserer Zeit die Bildhauerkunst die Signatur von Penone trägt. […] Penone ersinnt im Bestreben, die Wahrheit der Materie zu finden. Er ersinnt die Notwendigkeit neu, dass die Bildhauerei als Erklärung der Welt dienen soll […]
Heute ist Penone nicht Teil der Bildhauergeschichte, er selbst ist es, der einen besonderen historischen Augenblick schafft.“
Neben dem Beitrag von Fleischer enthält der von Electa veröffentlichte Katalog Beiträge von Penone und von Gianfranco Maraniello, dem Kurator der Ausstellung. Das Werk umfasst auch eine Auswahl historischer Bilder und einen großen Abschnitt, der die Ausstellung im Mart darlegt.
Quelle: www.mart.trento.it
Organisation: MART – Museum für moderne und zeitgenössische Kunst von Trient und Rovereto - Rovereto