UTOPIA500. Die Utopie der Zukunft der Utopie

Zygmunt Bauman ist der Gast des Treffens, welches in Trient am Sonntag, den 31. Januar um 11.00 Uhr (Sala della cooperazione) stattfinden wird

Treffen und Tagungen , Konferenz - Geeignet für Erwachsene , Schulen , Universitätsstudenten , Wissenschaftler

Die komplette Konferenz:

https://youtu.be/s8FCf9UC3XM

 

Zygmunt Bauman

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges lebte Bauman im westpolnischen Posen. Bei der deutschen Besetzung floh die jüdische Familie[1] in die Sowjetunion. Dort besuchte er ein Internat und trat der kommunistischen Jugendorganisation Komsomol bei. 1942 begann Bauman ein Studium in Gorki. 1944 wurde er mobilisiert, als Inspektor der Miliz nach Moskau abkommandiert und später als politischer Offizier in ein aus deportierten Polen bestehendes Regiment unter sowjetischen Oberbefehl berufen.[2] Zwischen 1945 und 1953 war er politischer Offizier (zuletzt als Major) im Korpus Bezpieczeństwa Wewnętrznego (Internes Sicherheitskorps des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit), das u.a. den polnischen antikommunistischen Widerstand bekämpfte. Gleichzeitig war er in den Jahren 1945–1948 unter dem Decknamen „Semjon“ als ein Agent des Militärischen Informationsdienstes (Informacja Wojskowa) registriert.[3]

Nach 1956 promovierte er und habilitierte sich 1960 an der Universität Warschau. Dort lehrte er ab 1954 Soziologie. Anfang Januar 1968 trat er aus Protest aus der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei aus, deren Mitglied er seit seinen Studienzeiten gewesen war. Nach den März-Unruhen 1968 und der einsetzenden antisemitischen Hetzkampagne verlor er seine Anstellung an der Universität Warschau und emigrierte nach Israel.

1971 erhielt Bauman einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Soziologie an der University of Leeds in Großbritannien, den er bis 1990 innehatte. Er wurde seit Ende der 1980er Jahre vor allem mit Studien über den Zusammenhang zwischen der Kultur der Moderne und dem Totalitarismus, vor allem dem deutschen Nationalsozialismus und dem Holocaust weltweit auch über die Grenzen des Fachs bekannt. Für Bauman war der Holocaust einer von mehreren Wegen, die die europäische Aufklärung einschlagen konnte. Indem er den Holocaust zum integralen – grundsätzlich jederzeit wiederholbaren – Bestandteil der europäischen Moderne erklärte, gelang ihm gleichsam dessen „Historisierung“. In seine Arbeiten zur Entstehung des Holocaust aus der nach nationalen Kriterien geordneten Staatenwelt der Moderne flossen Thesen des Politologen Benedict Anderson ein.

Während Bauman in den 1990er Jahren zahlreiche Arbeiten zum Diskurs der Postmoderne vorlegte, befasst er sich heute vor allem mit der neuartigen Kontingenz, die die Lebensverhältnisse der „liquiden“, d. h. „verflüssigten“ Moderne kennzeichnet. Zur Betonung des „flüssigen“ Zustandes der Gegenwart charakterisiert Bauman den Unterschied zwischen der „schweren“ Moderne und der „leichten“ Postmoderne, exemplarisch an dem Phänomen der Macht. In Anlehnung an den Entwurf des Panopticon als Schlüsselmetapher moderner Machtverhältnisse von Michel Foucault bezeichnet Bauman den heutigen Zustand der Macht als „post-panoptisch“.[4] Macht bewegt sich für Bauman in der Postmoderne mit der Geschwindigkeit elektronischer Signale, ist also schwer greifbar, exterritorial und physisch unabhängig. Sie rinnt im Sinne von Bauman durch Raum und Zeit, aber vor allem hält sie sich nicht an die nationalen Grenzen, die einst in der Moderne durch Kriege, Grenzkontrollen und von Machtblöcken streng verteidigt wurden.

Aufgrund politischer Ereignisse musste Bauman zweimal in seinem Leben auswandern bzw. flüchten. Vor den Nazis ist er zusammen mit seiner Familie 1939 in die Sowjetunion geflohen und kämpfte als polnischer Soldat gegen die Wehrmacht. Bauman hat tiefgreifende Erfahrungen mit Krieg, Nationalsozialismus, Stalinismus und Demokratie durchlebt, die er in seinen Theorien vor dem Hintergrund aktueller Transformationsprozesse thematisiert. Totalität, Überwachung, Herrschaft, Ausgrenzung und Anpassung sind immer wiederkehrende Themenmotive in seinen Werken.

Heute lebt Bauman als emeritierter Professor noch immer in Leeds und geht seiner Publikationstätigkeit nach. Er war mit der Autorin Janina Bauman (gestorben 2009) verheiratet. Seit ihrem Tod lebt er mit Aleksandra Jasińska-Kania, der Tochter des ehemaligen polnischen stalinistischen Parteichefs Bolesław Bierut, zusammen.[5]

Auszeichnungen 

Bauman erhielt 1989 den Amalfi-Preis sowie 1998 den Theodor-W.-Adorno-Preis. 2010 wurde er mit dem Prinz-von-Asturien-Preis in der Kategorie Kommunikation und Humanwissenschaften (gemeinsam mit Alain Touraine) geehrt. 2013 verweigerte Bauman die Annahme der Ehrendoktorwürde der Universität Breslau, nachdem es Vorwürfe gegeben hatte, er habe sich nie für seine Mitwirkung im stalinistischen Repressionsapparat entschuldigt.[6] 2014 verlieh ihm die Deutsche Gesellschaft für Soziologie den Preis für ein „hervorragendes wissenschaftliches Lebenswerk“; Laudator war Ulrich Beck.[7]

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zygmunt_Bauman


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