Der Krieg, der kommen wird, ist nicht der erste
Der erste Weltkrieg 1914-2014

Das Mart misst sich mit diesem äußerst schwierigen, erschütterten und heiklen Thema nicht nur durch das einfache Erzählen der Geschichte, sondern auch durch eine artikulierte Darlegung einiger es auszeichnenden Wahrheiten. Dieses Projekt verlangte und verlangt nicht nur nach Objektivität und Distanz, sondern auch nach Teilnahme und Klarheit. Es genügt nicht, keinen Krieg zu wollen und den Frieden herbeizuwünschen. Ausgehend vom berühmten Gedicht Bertolt Brechts – "Der Krieg der kommen wird, ist nicht der erste. Vor ihm waren andere Kriege. Als der letzte vorüber war gab es Sieger und Besiegte. Bei den Besiegten das niedere Volk hungerte. Bei den Siegern hungerte das niedere Volk auch." – konstruiert das Museum eine Erzählung, der eine intensive Reise entspringt, die in den Kriegen eines Jahrhunderts beginnt, um sich schließlich in der tragischsten jüngsten Geschichte wiederzufinden.
Die Ausstellung rollt das Thema anhand vielfältiger Gesichtspunkte auf und berührt auch sehr sensible, delikate und mitunter kontroverse Aspekte. Aus dem Ausstellungsrundgang geht der Event als Ergebnis einer Komposition hervor, in der sich Kunst mit Geschichte, Politik und Anthropologie auseinandersetzt. Anhand einer Art komplexer und zeitgebundener thematischer Montage vermeidet es die Ausstellung, einem präzisen chronologischen Faden zu folgen und zeigt - mit ungewöhnlichen Arrangements und semantischen Kurzschlüssen – auf, wie sich alle Kriege gleichen und wie jeder Krieg dennoch anders ist. Damit beabsichtigt man keinesfalls, eine Bestandsaufnahme von gestrigen und heutigen Konflikten zu machen und auch nicht, die unerbittlichen historischen Differenzen abzuerkennen, sondern ist bestrebt – an einem Ort, an dem Erinnerung nicht bedeuten soll, einen Event zu versteinern, zu archivieren und definitiv in sich selbst zu versiegeln, sondern ganz im Gegenteil, Interpretationen und Neuauslegungen zu ermöglichen, die die ganze Komplexität zum Ausdruck bringen – Recherche und Reflexion am Leben zu halten. Die Kunst kommt mit der Alltäglichkeit in Berührung, die Meisterwerke der Avantgarden dialogieren mit der Propaganda, die Ausstellungsgrammatik vervollständigt und erneuert den Wert von Dokumenten, Reportagen und Zeugnissen. Installationen, Zeichnungen, Stiche, Fotografien, Gemälde, Plakate, Postkarten, Briefe, Tagebücher teilen sich über dreitausend Meter Ausstellungsfläche im oberen Stockwerk des Marts und messen sich mit jungen Künstlerexperimenten, Klanginstallationen, Kinoerzählungen in Form von originalen Dokumentarfilmen, Videos und Filmen. Ebenfalls ausgestellt sind zahlreiche Fundstücke aus dem Ersten Weltkrieg, deren Auffinden eines der jüngsten Kapitel eines noch aktuellen Geschehnisses ist, in der jeder Gegenstand seine eigene Geschichte erzählt.
Quelle: www.mart.tn.it
01.12.2014